Famille de Saint Joseph
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Mystik des Christentums und Mystik der New-Age-Bewegung

par | 31 mars 2005

Fรผr den Christen ist das spirituelle Leben in eine Beziehung zu Gott eingeschrieben, die sich jeden Tag vertieft und die gleichzeitig seine Beziehung zum Nรคchsten, zu Mann und Frau, und zum Universum erhellt.

In der Sicht der New-Age-Bewegung besteht Spiritualitรคt im Experiment mit BewuรŸtseinszustรคnden, bei denen ein Gefรผhl der Harmonie und der Fusion mit dem All vorherrscht. Hier bezieht sich der Begriff โ€žMystikโ€œ nicht auf die in der Fรผlle der Liebe stattfindende Begegnung mit einem transzendenten Gott , sondern auf die Erfahrung, die durch eine Rรผckwendung zu sich selbst hervorgerufen wird, auf eine berauschende Empfindung der Selbstaufgabe, des Nur-mehr-eins-mit-dem-Universum-Seins, des Eintauchens in den groรŸen Ozean des Seins als solchem.

Diese grundlegende Unterscheidung liegt auf allen Ebenen eines Vergleichs zwischen christlicher und New-Age-Mystik offen zu Tage. Fรผr die Letztere besteht der Lรคuterungsweg darin, sich einer Unruhe oder Entfremdung bewuรŸt zu werden, die durch das Eintauchen in das All-Ganze รผberwunden werden kann. Fรผr die โ€žBekehrungโ€œ muรŸ man Techniken zu Hilfe nehmen, die auf die Erleuchtung abzielen, jene Erfahrung, die das BewuรŸtsein des Menschen transformiert, indem sie es mit dem Gรถttlichen in Kontakt bringt, wobei das Gรถttliche als tiefste Essenz der Wirklichkeit aufgefaรŸt wird.

Dieses immanentistische religiรถse System faรŸt Gott nicht als Person auf; die Techniken und Methoden, die es anbietet, gehen โ€žvon untenโ€œ aus. So sehr sie eine Versenkung in die Tiefen des Herzens und der Seele enthalten, so sehr bleiben sie nichtsdestoweniger ein im wesentlichen rein menschliches Unterfangen, bei dem der Mensch versucht, aus eigener Kraft bis zur Gottheit aufzusteigen. Es handelt sich oft um eine โ€žElevationโ€œ des BewuรŸtseins hin zum dem, was als befreiende Entdeckung des โ€žinneren Gottesโ€œ angesehen wird. Nicht allen ist der Zugang zu diesen Techniken offen; ihre Segnungen sind einer privilegierten spirituellen โ€šAristokratieโ€˜ vorbehalten.

Das Grundelement des christlichen Glaubens ist im Gegenteil, daรŸ Gott zu den Geschรถpfen und vor allem zu den – in den Augen dieser โ€žWeltโ€œ – Einfachsten, Schwรคchsten und Unbegabtesten herabsteigt. Es gibt spirituelle Techniken, die nรผtzlich sind und die man deshalb erlernen sollte, aber Gott kann sie umgehen; er hat sie nicht nรถtig. Die christliche Methode, sich Gott zu nรคhern, beruft sich im strengen Sinn auf keinerlei Technik. Das stรผnde im Gegensatz zum kindlichen Geist, den das Evangelium empfiehlt. Das Herz der echten christlichen Mystik hat mit Technik nichts zu tun: sie ist immer Gabe Gottes, und der sie empfรคngt, weiรŸ, daรŸ er ihrer unwรผrdig ist.

Fรผr die Christen ist die Bekehrung eine Rรผckkehr zum VATER, und dies durch den SOHN und in Fรผgsamkeit gegenรผber der Macht des Heiligen Geistes. Und je dichter ihre Beziehung zu Gott wird – was immer und in jedem Fall reines Geschenk ist -, umso mehr empfinden sie das Bedรผrfnis, sich von der Sรผnde abzuwenden, von der spirituellen Kurzsichtigkeit und Selbstgefรคlligkeit, die die vertrauensvolle Hingabe an Gott und die ร–ffnung gegenรผber dem Nรคchsten behindern.

Alle Meditationstechniken mรผssen von jedweder รœberheblichkeit und jedem Ehrgeiz gereinigt werden. Das christliche Gebet ist weit davon entfernt, eine รœbung in Selbst-Kontemplation, in Ausgeglichenheit und innerer Leere zu sein; es ist vielmehr ein Dialog der Liebe, der eine Bekehrung und die damit verbundene Haltung voraussetzt: den โ€žExodusโ€œ des Ich hin zum โ€žDuโ€œ Gottes. Das Gebet fรผhrt uns zu einer jeden Tag umfassender werdenden Hingabe an den Willen Gottes, was mit der Einladung zu einer tiefen und echten Solidaritรคt gegenรผber unseren Brรผdern verbunden ist.

Angesichts der Tendenz, Psychologie und Spiritualitรคt zu verwechseln, muรŸ betont werden, daรŸ ein groรŸer Teil der heute angewandten Meditationstechniken kein Gebet darstellen. Sie sind oft eine gute Vorbereitung auf das Gebet und nichts sonst, und dies sogar dann, wenn sie eine Besserung der Stimmungslage oder des kรถrperlichen Wohlbefindens auslรถsen. Die Erfahrungen, die hervorgerufen werden, sind in der Tat intensiv, aber auf dieser Ebene zu bleiben bedeutet, allein zu bleiben, noch nicht in der Gegenwart des Anderen zu sein.

Die Erfahrung der Stille kann uns der Leere aussetzen, anstatt eine im Schweigen erfolgende Kontemplation des Geliebten zu sein. Es stimmt, daรŸ die Techniken, in unseren Seelengrund einzutauchen, letztendlich ein Aufruf an unsere Fรคhigkeit sind, sich dem Gรถttlichen zu nรคhern oder sogar gรถttlich zu werden. Aber wenn in ihnen nicht gewuรŸt wird, daรŸ Gott ebenfalls auf der Suche nach dem Herz des Menschen ist, sind sie noch kein christliches Gebet.

Sogar wenn diese Erfahrung als eine Vereinigung mit der universellen Energie erlebt wird, macht diese zu leichte โ€žBeziehungโ€œ zu einem Gott, dessen einzige Funktion die Befriedigung all unserer Bedรผrfnisse ist, den Egoismus deutlich, der im Zentrum der New-Age-Bewegung steht.

Die Praktiken der New-Age-Bewegung sind kein wirkliches Gebet, weil sie im allgemeinen zur Introspektion oder zur Fusion mit der kosmischen Energie fรผhren; das christliche Gebet hat eine zweifache Ausrichtung: in ihm wird zwar ebenfalls die Introspektion geรผbt, es ist aber vor allem Begegnung mit Gott. Sogar, wenn der Christ allein ist und im Geheimen betet, ist im bewuรŸt, daรŸ er immer im Heiligen Geist in der Vereinigung mit Christus, verbunden mit allen Heiligen fรผr das Wohl der Kirche betet.

CONSEIL PONTIFICAL POUR LA CULTURE, Jรฉsus-Christ le porteur dโ€™eau vive.

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