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Pantheismus

par | 9 aoรปt 2002

ยซDer wahre Mystiker ist eindeutig Pantheist; das heiรŸt, daรŸ fรผr ihn Gott in allem und รผberall ist.
Fรผr den Mystiker sind der Stein, der Baum, der Blitz genauso wie der Mensch selbst keine Geschรถpfe Gottes, sondern sie sind aus der Natur Gottes, dem gรถttlichen Geist.
Dieses gรถttliche Wesen bildet alle Wirklichkeiten des Universums, das All-Sein; es hat notwendigerweise immer existiert.
Fรผr das gรถttliche Sein kann es keinen Anfang gegeben haben, denn woher wรคre es gekommen?
Fรผr den Mystiker hat Gott die Erde, die fernen Welten und all die aus Materie bestehenden Dinge, die wir kennen, also nicht geschaffen.
Ihre Essenz, die Strahlungen und die Energien, aus denen sie bestehen, sind aus derselben Natur jener Gรถttlichen Intelligenz und haben immer existiert.ยป
Ralph M. Lewis, Imperator des Rosenkreuzerordens A.M.O.R.C., Das innere Heiligtum

Dieser pantheistischen Doktrin setzt das Christentum die Lehre von der Schรถpfung entgegen, bei der Gott nicht mit der Welt verschmilzt, sondern diese in jedem Augenblick aus nichts erschafft.
Die Aussage bedeutet, daรŸ Gott fรผr die Schรถpfung weder eine bereits existierende Materie, noch seine eigene Substanz transformiert, sondern daรŸ er die Geschรถpfe ins Sein setzt, die er will, und zwar durch sein Schรถpfungswort: ยซDer Herr gebot und alles war da; er sprach, und sogleich geschah esยป (Ps. 33(32),9).
Bei einem Vortrag, den Kardinal Ratzinger am 27. November 1999 an der Sorbonne hielt, trug er folgende Argumentation vor:
ยซDer Gott, an den die Christen glauben und den sie verehren, ist im Unterschied zu den mythischen und politischen Gรถttern wahrhaftig natura Deus; er genรผgt in dieser Hinsicht den Anforderungen der philosophischen Rationalitรคt.
Aber gleichzeitig gilt der andere Aspekt: non tamen omnis natura est Deus โ€“ nicht alles, was Natur ist, ist Gott. Gott ist Gott von seiner Natur her, aber die Natur als solche ist nicht Gott. Es kommt eine Trennung zustande zwischen der universellen Natur und dem Wesen, das sie begrรผndet, das ihr den Ursprung gibt.
Nur so kommen die Physik und die Metaphysik zu einer klaren Unterscheidung. Nur der wahrhaftige Gott, den wir durch das in der Natur liegende Denken anerkennen kรถnnen, ist Gegenstand des Gebets. Aber er ist mehr als die Natur. Er geht ihr voraus, und sie ist sein Geschรถpf.
Mit dieser Trennung zwischen der Natur und Gott verbindet sich eine zweite Entdeckung, die noch entscheidender ist: den Gott, die Natur, die Weltseele oder welchen Namen auch immer man ihm gab, konnte man nicht anbeten; er war kein โ€žreligiรถser Gottโ€œ. Jetzt dagegen โ€“ und das sagt bereits der Glaube des Alten und noch mehr des Neuen Testaments โ€“ hat sich der Gott, der der Natur vorausgeht, den Menschen zugewandt.
Gerade weil er nicht einfach die Natur ist, ist er kein schweigender Gott. Er ist in die Geschichte eingetreten, er ist auf den Menschen zugegangen, und aus diesem Grund kann der Mensch ihm jetzt begegnen. Er kann sich mit Gott vereinen, weil Gott sich mit ihm vereint hat 1.ยป

 

Notes :

  1. Kardinal J. Ratzinger, โ€žLa Vรฉritรฉ du Christianisme?โ€œ Vortrag an der Sorbonne vom 27. November 1999; La Documentation Catholique vom 2. Januar 2000 nยฐ 2217, S. 32. [retour]

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