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Der Holismus

par | 8 aoรปt 2002

ยซDie Anerkennung, daรŸ Gott in seiner Ganzheit (=Holismus) die einzige wirkliche Wirklichkeit ist, stellt den wesentlichen Schlรผssel zur ganzen Manifestation dar.

Jedes Element des Universums ist direkt oder indirekt mit dem Ganzen verbunden, und keinerlei Hindernis, keine Begrenzung der Zeit, des Raumes oder der Umstรคnde kรถnnen den jeweils angemessenen Energiestrom zwischen den verschiedenen, wesensverwandten Elementen des Ganzen blockieren.

Ich bin, was meine intimsten Gedanken sind, und von da aus erschaffe ich mein eigenes Universum, ich ziehe meine Umgebung an, ich manifestiere mein Sein in Beziehung zum Ganzen.

Gott ist alles, was ist. In ihm ist kein Mangel. Er ist die Wirklichkeit.

Je mehr sich unser BewuรŸtsein dieser Auffassung und diesem Verstรคndnis รถffnet, in desto engerer Verbundenheit leben wir mit dem Herzen dieser Wirklichkeit selbst, und desto fรคhiger werden wir, in allen Lebenslagen und auf allen Ebenen die Gesetze der Manifestation erfolgreich zu nutzen.

Indem ich mich mit dem Gรถttlichen verbinde, vereinige ich mich mit allen Dingen, und durch diese Vereinigung mit dem Ganzen werde ich zu einer Art hรถchstem Schรถpferยป.

David Spangler
Conscience et crรฉativitรฉ, les lois de la manifestation
(Deutsch: BewuรŸtsein und Kreativitรคt, die Gesetze der Manifestation)

Der Holismus (vom griechischen to holon ยซdas Ganzeยป) steht in enger Verbindung zum emanationistischen Monismus (=eine einzige ontologische Ebene): nur Gott ist; das ganze Universum entfaltet sich in Ihm wie eine innere Manifestation Seiner unendlichen Mรถglichkeiten. Derselbe D. Spangler schrieb auch: ยซDie Einheit ist die einzige Wirklichkeit und die Vielfalt ist ihre scheinartige Manifestation 1 ยป.

Die zeitgenรถssische Wissenschaft bestรคtigt ohne Frage die enge Interaktion zwischen den verschiedenen Teilen, aus denen ein physisches oder chemisches System oder ein biologischer Organismus zusammengesetzt sind. Die Hologrammtheorie, nach der die Informationen รผber das Ganze sich in jedem seiner Teile wiederfinden, erweist sich fรผr ein besseres Verstรคndnis bestimmter Aspekte komplexer Systeme als hรถchst fruchtbar.

Aber dieser Ansatz verneint nicht das Eigensein der das Ganze formenden Komponenten. Das Ganze ist aus unabhรคngigen Teilen zusammengesetzt, die eng interagieren. Die Interaktion begrenzt zwar die Eigenstรคndigkeit, die mit den innerhalb des Ganzen gegebenen Abstufungen der Freiheit in Beziehung steht, aber es hebt sie nicht auf. Mehr noch: Es gรคbe keine Inter-Aktion, wenn keine deutlich unterschiedenen, eigenstรคndigen Individualitรคten vorhanden wรคren, die sich wechselseitig beeinflussen kรถnnen.

Die holistische Sicht betont einseitig die Beziehung auf Kosten der Substanz, obwohl es keine Beziehung ohne Gegenรผber geben kann, das heiรŸt ohne substanzielle Wesen, die miteinander in Beziehung stehen.

Wieder begegnen wir der Gefahr, daรŸ dort, wo die wirkliche Unterschiedenheit der jeweiligen Substanz verneint wird, nicht nur alles Individuelle von dem Ganzen aufgesaugt wird, zu dem es gehรถrt, sondern โ€“ und das ist das Wichtigste โ€“ die Beziehung zwischen Gott und der Welt verschwindet, und zwar auf Kosten der Welt, die sich in Gott, der einzigen Realitรคt, auflรถst.

Wenn der genannte Autor den Begriff ยซSchรถpferยป benutzt, dann kann er das nur als Analogie und nicht im metaphysischen Sinn meinen. Nach ihm gibt es keine wirkliche Andersheit, sei sie ontologisch oder psychologisch, zwischen Gott und den Wesen, die lediglich Modalitรคten seiner eigenen Existenz darstellen. In dieser Sicht findet die Unterscheidung Schรถpfer/Geschรถpf folglich keinen Platz; sie steht somit im Widerspruch zur jรผdisch-christlichen Lehre, die von einer wirklichen Unterscheidung zwischen dem Schรถpfergott und und dem Geschรถpf ausgeht, einem Geschรถpf, das er einzig durch die Macht seines schรถpferischen Worts aus Nichts erschafft und in jedem Augenblick in der Existenz hรคlt.

Wir haben soeben betont, daรŸ es nach Meinung unseres Autors keine Beziehung zwischen Gott und den individuellen Wesen, ja sogar zwischen den Wesen selbst geben kann, da ihre individuelle Unterschiedenheit Schein sein soll. Demnach gรคbe es nur eine Individualitรคt: das gรถttliche Ganze, und jeder wรคre dazu berufen, sich mit ihm in einer unpersรถnlichen Vereinigung zu identifizieren; umgekehrt kรถnnte jedes Individuum fรผr sich in Anspruch nehmen, mit Gott identisch zu sein, da es ein Modus des Einzigen Seins wรคre.

Diese Auffassung schlieรŸt jede gรถttliche Andersheit und damit jede Mรถglichkeit von Gebet oder Anbetung aus; sie ist von daher fรผr einen Christen unannehmbar, der sein Gebet durch den Sohn und im Heiligen Geist zu Gott, seinem Vater, emporsteigen lรครŸt.

SchlieรŸlich sei besonders auf die idealistische Pointe des angefรผhrten Zitats hingewiesen: Jedes Individuum ยซerschafft sein eigenes Universumยป in dem MaรŸ, in dem es sich dem Ganzen รถffnet. Jeder wรคre demnach frei zu bestimmen, was ihm, je nachdem wo er sich gerade in seiner Evolution befindet, an der Wirklichkeit entspricht.

Dieser ethische Relativismus ist fรผr den glรคubigen Menschen ebenfalls unannehmbar; er vertritt die Auffassung, daรŸ den Werten kraft dessen, was Gott fรผr den Menschen und die Schรถpfung will, eine (gewisse) Objektivitรคt und hierarchische Ordnung eigen sind.

 

Notes :

  1. D. Spangler, Rรฉvรฉlation [retour]

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